Rückblick

Zentrumstour und Zentrumsdialog

Dezember 2021

Am 3. November 2021 fand die 9. Neuköllner Zentrumstour (ehemalige Standorttour) statt. Die diesjährige Umbenennung bezieht sich auf die veränderte Situation im Bezirkszentrum: war zu Beginn die Standorttour vor allem als Baustein der Imagebildung konzipiert, um für den Standort zu werben, geht es heute vor allem um ein Format der diskursiven Stadtentwicklung an einem nachgefragten Standort. Die neue „Neuköllner Zentrumstour“ verfolgt dabei das Ziel, die Diskussion über eine nachhaltige Zentrumsentwicklung transparent zu machen und mit unterschiedlichen Akteuren gemeinschaftlich weiterzuführen. Auf dieser Grundlage wurden vielfältige Projekte und Unternehmen im Zentrum besucht, die aus unterschiedlichen Gründen zur Lebendigkeit der Karl-Marx-Straße beitragen – teils mit neuen Konzepten, teils mit altbewährten und traditionsreichen Angeboten.

Nach einem gemeinsamen Auftakt im Café Babette auf dem KINDL-Areal wurde das neue Stadtteilgesundheitszentrum auf dem Gelände besucht, das einen ganzheitlichen und neuen Ansatz der Gesundheitsversorgung im Bezirkszentrum verfolgt: hier stehen neben der medizinischen Versorgung des Kiezes auch die gesellschaftlichen Bedingungen und soziale Faktoren, die die Gesundheit der Menschen beeinflussen (wie etwa Mietsteigerungen oder prekäre Lebensverhältnisse) im Mittelpunkt.

 

Danach ging es weiter zu einem echten Traditionsbetrieb: der Blutwurstmanufaktur am Karl-Marx-Platz. Fleischermeister und Geschäftsführer Marcus Benser gab einen spannenden Einblick in die Entwicklung seines Betriebs und erläuterte, wie sich sein Team immer wieder an neue Umstände anpasste. Bewährt hat sich die Produktion im Hinterhof und der direkte Verkauf im Ladengeschäft, wo Alteingesessene und Neu-Neuköllner*innen mit den bekannten Blutwürsten und weiteren Fleischwaren versorgt werden. Virtueller Fleischerhandel, ansprechendes Marketing und direkter Kundenkontakt – damit hat Herr Benser seinen Betrieb zukunftsfähig gemacht.

Die Karl-Marx-Straße lebt auch von ihrer Funktion als Kunst- und Kulturstandort. Das wurde vor allem durch den Besuch des neu eröffneten Chorzentrums und des Passage Kinos deutlich. Beide Einrichtungen haben eine Strahlkraft über das Zentrum hinaus und ziehen Menschen aus der ganzen Stadt an.

Um das Thema des „Lebendigen Zentrums“ inhaltlich weiterzudenken, fand dieses Jahr die Anschlussveranstaltung „Neuköllner Zentrumsdialog“ eine Woche später am 10.11.21 in der Neuköllner Oper statt. Eingeladen waren die Teilnehmenden der Zentrumstour sowie weitere wichtige Akteure aus dem Bezirkszentrum. In einer moderierten Diskussionsrunde wurde sich dabei in unterschiedlichen thematischen Blöcken (u.a. Handel, Kultur und Gesundheit) gemeinsam mit der Verwaltung über die Entwicklung des Zentrums und die Erfahrungen während der Corona-Pandemie ausgetauscht.

Wichtige Erkenntnisse waren, dass die bereits vorhandenen vielfältigen Funktionsmischungen im Zentrum erhalten werden müssen und Synergien weiter ausgebaut werden sollten. Zudem sollten die öffentlichen Räume als wichtige Aufenthaltsorte weiter gestärkt und visionäres Denken für die Zukunft des Zentrums gefördert werden. Letztlich muss ganz zentral auch die Wirtschaftlichkeit der Angebote gewährleistet werden – gleichzeitig sollte jedoch ein „Ausverkauf“ der Stadt verhindert werden.

Die eingebrachten und diskutierten Ideen und Visionen sollen in weiteren Dialogrunden fortgeführt und vertieft werden.